VDL baut an weltweit ‘größtem Himmelsauge’

VDL ETG Projects, ein Unternehmen von VDL Groep, wird die Unterstützungsstruktur für den Hauptspiegel des Extremely Large Telescope (ELT) im Norden Chiles bauen. In gut 3 Kilometer Höhe entsteht hier das weltweit größte Teleskop von ESO (European Southern Observatory). Zur Unterstützungsstruktur gehören 798 Tragestrukturen für Spiegelsegmente, die zusammen den Hauptspiegel (mit gut 39 Meter Durchmesser) des Teleskops bilden. Der Auftrag, den VDL ETG Projects über einen Zeitraum von ungefähr fünf Jahren liefern wird, hat einen Wert in mehrfach zweistelliger Millionenhöhe (Euro).

Am Hauptsitz der Europäischen Südsternwarte in Garching bei München haben ESO-Generaldirektor Xavier Barcons und Willem van der Leegte, Vorstandsvorsitzender von VDL Groep, heute den Vertrag für den Auftrag unterzeichnet. Willem van der Leegte: "Es ist großartig, dass wir von ESO den Zuschlag für diesen Prestigeauftrag bekommen. Es ist das erste Mal im Bereich Astronomie, dass ein Auftrag dieses Umfangs an eine niederländische Partei geht. Dieses Projekt ist ein exzellentes Aushängeschild für die europäische Hightech-Zulieferindustrie. Damit kann sich VDL Groep weiter als Hightech-Spieler profilieren; und es ist für uns ein Sprungbrett zu weiteren Beteiligungen an neuen ESO-Teleskopen, die weltweit gebaut werden."E-ELT-1.jpg

Teleskop


Das ELT hat die Größenordnung eines Fußballstadions. Das ‘Auge’ des Teleskops ist fast so groß wie ein halbes Fußballfeld und wird mehr Licht sammeln als derzeit alle großen, professionellen optischen Teleskope zusammen. Das ELT wird wissenschaftliche Erkenntnisse zu Planeten, zur Beschaffenheit naher Sternensysteme und zum tiefen Weltall möglich machen. Die hexagonale, mechatronische Unterstützungsstruktur hält den Hauptspiegel des Teleskops ständig mit Nanometerpräzision in der gewünschten Form. VDL ETG Projects wird den Bau dieser Strukturen übernehmen. Der Entwurf ist in Zusammenarbeit mit TNO (niederländische Organisation für angewandte naturwissenschaftliche Forschung) und mit Unterstützung von NOVA (niederländische Forschungsschule für Astronomie) entstanden. Der Hauptspiegel mit adaptivem Regelsystem wird das größte Teleskop für Beobachtungen im sichtbaren Licht sein.eso1617e_Credit_ESO.jpg

Es ist unmöglich, einen Hauptspiegel mit 39 Meter Durchmesser aus einem Stück zu bauen. Deshalb wird der Spiegel aus 798 sechseckigen Spiegelsegmenten bestehen, die jeweils etwa 1,4 Meter groß und 5 Zentimeter dick sind. Jedes Spiegelsegment hat eine eigene Tragestruktur und wird von mehreren Elektromotoren angetrieben, so dass der Spiegel sehr exakt positioniert wird. Das ständige Korrigieren übernehmen 9 Elektromotoren an jedem Rahmen und 3 Elektromotoren unter jedem Rahmen. Die Spiegel müssen regelmäßig ausgetauscht und mit einer neuen reflektierenden Schicht versehen werden. Aus diesem Grund werden insgesamt fast 950 Spiegelsegmente und Tragestrukturen gebaut.

Für die Realisierung des ELT wurde gut eine Milliarde Euro zur Verfügung gestellt. Mit dem Bau des Fundaments wurde bereits begonnen. 2024 soll das Teleskop betriebsbereit sein.
ESO Telescoop

Niederländische Zusammenarbeit


VDL ETG Projects beschäftigt sich schon fast zehn Jahre mit dem ELT. 2010 wurden zusammen mit TNO die ersten Prototypen für die Unterstützungsstruktur des Teleskops gebaut. Vier Jahre später – 2014 – konnten VDL und TNO mit NOVA einen Vertrag für den Entwurf der definitiven Prototypen der Tragekonstruktionen und den Bau von sechs Rahmen unterzeichnen. Die Organisation TNO bringt in den Bereichen optische Instrumente und Präzisionsmechanik für Raumfahrt, Astronomie und Halbleiterindustrie beim Entwerfen und Testen von Strukturen, die im Nanometerbereich (Millionstel Millimeter) positioniert werden müssen, ihre Erfahrung ein. VDL ETG, das ebenfalls viel Erfahrung in der Halbleiterindustrie sowie im Bereich Analytical und Science & Technology hat, verfügt insbesondere über das Know-how für die Optimierung präzisionsmechatronischer Systementwürfe im Hinblick auf Kostenkontrolle, Zuverlässigkeit und Wartung. Letztendlich geht es darum, den endgültigen Entwurf ökonomisch verantwortlich in die Massenproduktion gehen zu lassen. NOVA, ein Kooperationsverbund von Astronomen niederländischer Universitäten, verfügt über das nötige Spezialwissen für den Einsatz großer Teleskope und die Optimierung der Wechselwirkung zwischen dem Teleskop und dem dahinter stehenden wissenschaftlichen Instrumentarium. Dank der Zusammenarbeit der drei Parteien kann ESO sich einer optimalen Synergie zwischen den genannten Disziplinen gewiss sein. Der VDL ETG Projects heute erteilte Auftrag umfasst also die Serienfertigung der Unterstützungsstruktur.

 

ESO

Die Europäische Südsternwarte ESO ist die wichtigste zwischenstaatliche astronomische Organisation in Europa und mit Abstand die produktivste Sternwarte der Welt. Sie wird von 15 Mitgliedsstaaten – Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Italien, Niederlande, Österreich, Polen, Portugal, Spanien, Tschechien, Vereinigtes Königsreich, Schweden und Schweiz – sowie dem Gastland Chile unterstützt. ESO verfolgt ein ehrgeiziges Programm, das den Entwurf, den Bau und das Betreiben großer Sternwarten umfasst, die Astronomen in die Lage versetzen, wichtige wissenschaftliche Entdeckungen zu machen. Eine führende Rolle spielt ESO auch in der Förderung und Organisation von Zusammenarbeit auf astronomischem Gebiet. ESO unterhält drei Beobachtungseinrichtungen von Weltklasse in Chile: La Silla, Paranal und Chajnantor. Paranal ist der Standort des Very Large Telescope (VLT) von ESO, der modernsten optischen Sternwarte der Welt, und von zwei Survey-Teleskopen. VISTA arbeitet im Infrarotbereich und ist das weltweit größte Durchmusterungsteleskop. Und das VLT Survey Telescope ist das größte Teleskop, das speziell für Himmelsdurchmusterungen im sichtbaren Licht konstruiert wurde. ESO spielt auch eine wichtige Partnerrolle bei ALMA, dem derzeit größten astronomischen Projekt. Und auf dem Cerro Armazones, in der Nähe von Paranal, baut ESO das Extremely Large Telescope ELT, das mit 39 Metern Durchmesser das 'größte Himmelsauge' der Welt sein wird. Der Hauptsitz von ESO befindet sich in Garching bei München.