Offener Brief zur Baumfällung im Sterrebos

Die letzten Aktivisten, die sich in unseren Bäumen in Limburg niedergelassen hatten, wurden heute Vormittag in Sicherheit gebracht. Anschließend wurde mit der Fällung der Bäume begonnen.

Angesichts der großen Aufmerksamkeit, die die Besetzung unserer Bäume erregte, und der Reaktionen darauf meinen wir, dass Bedarf daran besteht, dass wir unsere Vision und die Gründe, aus denen wir die Bäume fällen, noch einmal ausführlich erläutern.

Infolge der Besetzung unserer Bäume sind wir gezwungen, früher als geplant mit der Fällung zu beginnen. Um die öffentliche Sicherheit und Ordnung zu gewährleisten und weiteren Störungen zuvorzukommen, haben wir die Fällung also vorgezogen.

 

Naturausgleich

Es ist der Eindruck entstanden, dass Naturschützer und Arbeitgeber sich in dieser Sache diametral gegenüberstehen, aber dies entspricht nicht der Realität. Seit der Gründung unseres Familienunternehmens im Jahr 1953 beweisen wir, dass wir ein nachhaltiges und sorgfältig wirtschaftendes Unternehmen sind, das sich seiner sozialen Verantwortung vollauf bewusst ist und der Lebensqualität im Umfeld seiner Niederlassungen große Bedeutung beimisst. Auch uns liegen Flora und Fauna sehr am Herzen. Unter anderem über unsere Gesellschaft VDL Groenmaatschappij ten behoud van Natuurschoon (Gesellschaft zur Erhaltung der Naturwerte), die wir 2014 gegründet haben, bemühen wir uns aktiv um Naturausgleichsmaßnahmen. In diesem Kontext haben wir auch durchaus Verständnis für die Proteste gegen die Baumfällungen.

Nachhaltigkeit und Kontinuität

Zusammen mit der Provinz und den Gemeinden arbeiten wir aber schon seit 7 Jahren an der räumlichen Erweiterung unserer Autofabrik, der VDL Nedcar in Born. In diesen Prozess wurden immer alle Beteiligten einbezogen. In den vergangenen Jahren wurde ein solider demokratischer Beschlussfassungsprozess durchlaufen, in dem auch der Umweltschutz von Anfang an eine wichtige Rolle gespielt hat. An den vielen Abendveranstaltungen, die wir für Anwohner und andere Beteiligte organisiert haben, wird uns immer viel Akzeptanz entgegengebracht.

Die Aktivisten, die unsere Bäume besetzt haben, und ihre Sympathisanten haben sich jedoch nie bei uns gemeldet, auch nicht für ein Gespräch. Sie haben sich auch niemals an einem Beschwerdeverfahren beteiligt.

Um die Gebietsentwicklung durchführen zu können, haben wir erhebliche zusätzliche Investitionen beschlossen. Dabei haben wir uns bewusst für sehr umfangreiche Naturausgleichsmaßnahmen entschieden. Denn darauf legen wir großen Wert. Für unser Familienunternehmen ist das oberste Ziel, die Kontinuität zu gewährleisten und das Unternehmen in nachhaltigerem und gesünderem Zustand an die nachfolgenden Generationen zu übergeben. Das liegt uns einfach im Blut.

Wir haben uns für die Interessen der benachbarten Wohnkerne stark gemacht. So haben wir unter anderem in der Umgebung unserer Fabrik ein attraktives Gebiet realisiert, das ab jetzt zu Erholungszwecken genutzt werden kann.

Wir haben uns nach Kräften dafür eingesetzt, Beschwerdeführer großzügig zu entschädigen. Der Vollständigkeit halber hier noch einmal die wichtigsten Errungenschaften: 130 neue Fledermausnistkästen, neue Dachsbaue, neues kräuterreiches Grasland, neue Obstbäume, neue Bienenkörbe, ein sozialverträglich, nachhaltig und kreislauffähig renoviertes Schloss, neue Rad- und Wanderwege, wodurch die Erholungsfunktion des Gebiets verstärkt wird, und Anpflanzung neuer Bäume (in mehr als doppelter Zahl der gefällten Bäume). Zusätzlich zu dieser Aufforstung verpflanzen wir 55 große Bäume aus dem betreffenden Waldstück in das nahegelegene Wolfrath-Gebiet. Dabei handelt es sich um Bäume mit einem Stammdurchmesser von mindestens 40 Zentimetern in 150 Zentimetern Höhe.

Und das ist noch nicht alles.

Wir werden eine Stiftung gründen, die durch Naturausgleichsmaßnahmen einen zusätzlichen Beitrag zur Lebensqualität in den Wohnkernen und ihrem Umfeld in direkter Nachbarschaft von VDL Nedcar leisten wird. Diesem Grünfonds stellen wir umfangreiches Startkapital zur Verfügung. Darüber hinaus bemühen wir uns um den Bau einer neuen Fußgängerbrücke über die Provinzstraße N297, um so den beliebten Pieterpad-Wanderweg wiederherzustellen, und wir werden uns für die Anlage einer Lärmschutzwand und eines Naturwalls einsetzen.

Einigung mit Beschwerdeführern

Dieses umfangreiche Paket von Naturausgleichsmaßnahmen hat alle Beschwerdeführer, die sich in den letzten Jahren gemeldet haben, überzeugt. Auch De Groene Sporenwolf (DGS) und die Niederländische Stiftung für ökologische Fledermausforschung (SEVON). Diese Organisationen hatten wegen der Gebietsentwicklung beim Staatsrat ein Verfahren gegen die Provinz eingeleitet. Da die konstruktiven Beratungen mit DGS und SEVON nun zu einer Einigung geführt haben, erübrigt sich die Entscheidung des Staatsrats, womit VDL Nedcar grünes Licht für die räumliche Erweiterung des Standorts hat.

Beschäftigung

Relevant ist hier auch, die Notwendigkeit der Erweiterung zu begründen. Grundlage hierfür ist das Ziel der VDL Groep, die Beschäftigung in der hochwertigen Fertigungsindustrie auf Dauer zu erhalten und zu stärken.

Wenn die Produktion für unseren heutigen Auftraggeber BMW Ende 2023 wegfällt, können wir nicht sofort in derselben Produktionsstraße ein anderes Fahrzeug bauen. Der Umbau der Fabrik dauert etwa 1,5 Jahre. Darauf können neue Kunden natürlich nicht warten. Wenn wir kein früheres konkretes Datum für den Anlauf der Produktion garantieren können, werden sie nach Alternativen suchen und abspringen. Das wäre ein absolut schwarzes Szenario für die Beschäftigung als auch für die wirtschaftlichen Aussichten, regional und landesweit.

Die Gebietsentwicklung ist also unbedingt notwendig, damit wir unsere Fabrik erweitern und, was noch wichtiger ist, die Arbeitsplätze erhalten können. Geplant ist folgendes Szenario: die Erweiterung muss Ende 2023 fertiggestellt sein, damit unsere Belegschaft aus den heutigen Produktionshallen, in denen bis zu diesem Zeitpunkt MINIs und BMWs gebaut werden, in die neuen Hallen umziehen können, um dort die Produktion für einen neuen Kunden aufnehmen zu können. Über den Stand der Dinge in Sachen neue Auftraggeber werden wir voraussichtlich in Kürze Klarheit verschaffen können.

Alternativen wie die Realisierung der Erweiterung an einem anderen Ort, auf einem Parkplatz oder auf einer benachbarten Wiese (wenn diese überhaupt zur Verfügung stünde) wurden in den vergangenen Jahren natürlich intensiv geprüft. Unabhängige Untersuchungen haben jedoch ergeben, dass diese auch von Aktivisten vorgeschlagenen Alternativen nicht durchführbar sind. Dasselbe gilt für den Bau einer kompletten neuen Fabrik an einem anderen Standort, was in der letzten Woche ebenfalls häufig vorgeschlagen wurde. 

Durch hohe Investitionen in seine Belegschaft und in die Automatisierung hat sich VDL Nedcar zu einer der besten Automobilfabriken der Welt mit fantastischen qualifizierten Arbeitskräften entwickelt. In puncto Qualität und Lieferzuverlässigkeit brauchen wir den Vergleich mit der absoluten Weltspitze nicht zu scheuen. VDL ist eine Perle der Industrie, auf die die Niederlande stolz sein können.

Dank unserer Kraft durch Zusammenarbeit haben wir in den vergangenen zehn Jahren Tausende von Mitarbeitenden selbst ausgebildet und ihnen mit Arbeitsplätzen Perspektiven geboten. Die Zahl der Beschäftigten im Werk Born hat sich von 1.450 im Jahr 2012 auf aktuell 4.200 erhöht.

Werden die indirekten Arbeitsplätze mitgezählt, kommen noch über 8.000 Beschäftigte dazu. Unsere Erweiterung betrifft also die Sicherung der Zukunft von über 12.000 Haushalten.

Die Automobilindustrie ist nämlich eine der treibenden Kräfte der Fertigungsindustrie, und darüber hinaus hängen von ihr zahlreiche Arbeitsplätze in der Dienstleistungsbranche ab. Neue Auftraggeber beziehen die Komponenten für ihre Fahrzeuge so weit wie möglich von regionalen Zulieferern. Dadurch wird ein völlig neues Ökosystem entstehen, das der Beschäftigung in der Provinz Limburg und im gesamten Land langjährig starke Impulse verleihen kann.

Als Stützpfeiler der niederländischen Fertigungsindustrie beschäftigen wir außerdem eine große Gruppe von Mitarbeitern, die keine oder nicht ausreichend Gelegenheit hatten, eine Ausbildung abzuschließen, und die die Regierung in manchen Fällen aus dem Blick verloren hat. Das ist eine Gruppe, die in Limburg leider überrepräsentiert ist.

Wir tun dies aus unserer Unternehmensphilosophie heraus, dass wir gesellschaftliche Mehrwerte bieten wollen, unter anderem indem wir für dauerhafte Beschäftigung sorgen, aber natürlich auch indem wir uns intensiv für die Lebensqualität in unserem Umfeld engagieren.

Aber nun zurück zur Baumfällung.

Zurück zu den Baumfällungen

Das Holz der gefällten Bäume wird unter anderem Ausbildungsstätten in Limburg zur Verfügung gestellt, die Praxisunterricht in der Holzverarbeitung anbieten. Indem die Auszubildenden unter anderem Bänke, Tische, Flechtzäune, Brücken und Insektenhotels herstellen, wird versucht, das gefällte Holz im Erholungsgebiet Wolfrath und seiner Umgebung sowie auf dem Gelände von VDL Nedcar einer nachhaltigen neuen Bestimmung zuzuführen.

Wir sind uns bewusst, dass der Ruf nach einer nachhaltigen, grünen Zukunft heute lauter denn je ist. Die Ökologisierung des Individualverkehrs mittels Elektromobilität ist dabei ein wichtiger Aspekt. Wir wollen dafür sorgen, dass die Belegschaft der einzigen Automobilfabrik der Niederlande hierzu einen wichtigen Beitrag leisten kann. Lassen Sie uns also die Beschäftigung bei VDL Nedcar in Born und damit bei vielen anderen Unternehmen in Limburg erhalten und verstärken. Im Interesse des Wohlstands und Wohlbefindens aller.

Geschäftsführung der VDL Groep