Mobilitätswende erfordert Kraft durch Zusammenarbeit

MÜNCHEN – „Cars are coming home“, freute sich der bayerische Ministerpräsident Söder auf der Eröffnungszeremonie der IAA Mobility, der ersten Auflage der weltgrößten Mobilitätsmesse mit völlig neuem Konzept, die ihre Premiere in München erlebte. Sonntag war der letzte Messetag in der bayerischen Hauptstadt. Auf der Ausstellung unter dem Motto What will move us next?

Präsentieren sich 700 Aussteller, darunter auch VDL Nedcar. An unserem gut 200 Quadratmeter großen Stand stellen wir dem Publikum in audiovisueller Form die Kernkompetenzen unserer Automobilfabrik vor, ergänzt um das breite Nutzenversprechen der VDL Groep auf dem Gebiet der Mobilität. Dabei werden auch wichtige Meilensteinen aus der seit 1967 währenden Geschichte des Automobilbaus in Born beleuchtet, ergänzt durch Mitarbeiterfotos.

Übergang

Wer sich für Mobilität im weitesten Sinne interessiert, kommt in den Münchner Messehallen voll und ganz auf seine Kosten. Während auf der letzten großen Autoshow vor der Coronapandemie, dem Genfer Auto-Salon vor zwei Jahren, vor allem komplette Fahrzeuge präsentiert wurden, ist nun die Mobilitätswende zentrales Thema, wobei die Elektromobilität bereits eine Selbstverständlichkeit ist. Nachhaltigkeit ist das wohl am häufigsten gehörte Wort in München. Die Automobilhersteller wollen sich von ihrer umweltfreundlichsten Seite zeigen und übertrumpfen einander mit ehrgeizigen Nachhaltigkeitszielen. Soweit hier noch vollständige Fahrzeuge präsentiert werden, sind sie vor allem kompakt und natürlich vernetzt. Auch Motorräder und Fahrräder sind Teil der neuen Mobilität, die sich vor allem auf städtische Umgebungen konzentriert.Futuristic concept car BMW i Vision Circular (BMW Group) 

In seiner eindrucksvollen Pressekonferenz stellte unser Auftraggeber BMW Group ausschließlich kompakte Elektrofahrzeuge vor. Im Mittelpunkt der Show, die von einem Avatar eingeleitet und vom Vorstandsvorsitzenden Oliver Zipse präsentiert wurde, steht der neue, aus Recyclingmaterial hergestellte BMW i Vision Circular – ein (noch) nicht in Produktion befindlicher Prototyp.

Innovation

Auf dem Messegelände selbst werden nur in einer Halle zahlreiche Fahrzeuge vorgestellt; ansonsten ist die IAA Mobility vor allem der Innovation gewidmet: Lenken ohne Lenksäule, autonomes Fahren, ein Steuergerät auf der Mittelkonsole, mit dem das Fahrzeug bedient werden kann und fertige Fahrgestelle, auf die die Automobilhersteller jeden Aufbau montieren können. Ein weiteres wichtiges Thema ist die Vernetzung: alles, was in München präsentiert wird, ist mit dem Internet verbunden, was eine schnelle Kommunikation ermöglicht. Im Interesse der Sicherheit, des Komforts und der Nachhaltigkeit.

„Die Mobilitätswende ist keine Transformation von Unternehmen, sondern die einer kompletten Branche“, so Vorstandsvorsitzender Herbert Diess von Volkswagen, das jährlich rund 10 Millionen Autos verkauft. „Wichtig ist, die richtigen Kooperationen zu gründen, quer durch verschiedene Branchen. So können wir Mehrwerte schaffen. Unserer Branche kommt bei der Reduzierung des CO2-Ausstoßes der Weltwirtschaft eine wichtige Rolle zu. Autos werden Akkus auf Rädern. Dafür müssen wir unsere Netzwerke verändern, digitalisieren. Diese Netzwerke teilen uns mit, wann unsere Fahrzeuge aufgeladen werden müssen und schließen sie an andere Systeme an. Dadurch kann der zusätzliche Strom, den stillstehende Fahrzeuge generieren, für andere Zwecke verwendet werden.“

„Wichtig ist, die richtigen Kooperationen zu gründen, quer durch verschiedene Branchen.“

Herbert Diess, Vorstandsvorsitzender von Volkswagen

VW hat sich zum Ziel gesetzt, dass die gesamte Fahrzeugflotte 2030 zu 70 % aus Elektrofahrzeugen besteht. „Sind die Netzwerke dafür gerüstet?“ fragt Diess Francesco Starace vom italienischen Energieversorger Enel, der dem VW-Manager per Bildschirm auf dem IAA-Podium zugeschaltet ist. Die Antwort des Italieners, der inzwischen Wasser aus einem Weinglas nippt, ist ein überzeugtes Yes. „Die Mobilitätswende wird nur möglich sein, wenn all unsere Netzwerke bis 2030 digital sind.“

Wer ist am schnellsten der umweltfreundlichste Anbieter? Das ist offenbar das Ratrace, in dem sich die Automobilhersteller momentan befinden. Der Porsche-Vorstandsvorsitzende Oliver Blume berichtet, eine Milliarde Euro in die Nachhaltigkeit zu investieren. Bis 2030 sollen all seine neuen Boliden elektrisch und die gesamte Wertschöpfungskette der sportlichen Automarke CO2-neutral sein, so verspricht er.

„Die Elektrifizierung ist der wichtigste Weg zur Emissionsfreiheit, aber erst der Beginn der Mobilitätsrevolution.“

Mate Rimac, Rimac Automobil

Blume betritt das Münchner Podium zusammen mit dem 30-jährigen Mate Rimac, der vor gut 10 Jahren in seiner Scheune seinen BMW 3 eigenhändig zu einem Elektrofahrzeug umbaute und damit Straßenrennen gewann. Seine Mission: die Elektrofahrzeuge von einst („langweilige Waschmaschinen auf Rädern“) „schnell und aufregend“ zu machen. Inzwischen beschäftigt Rimac Automobil bereits 1000 Mitarbeiter, und in Kroatien baut der junge Unternehmer einen neuen Campus „inmitten der Natur“. „Die Elektrifizierung ist der wichtigste Weg zur Emissionsfreiheit, aber erst der Beginn der Mobilitätsrevolution“, erklärt er. 

Fortschritt

Porsche und Rimac arbeiten inzwichen zusammen. Porsche-Chef Blume: „Wenn man Fortschritte erzielen will, braucht man Partner, sodass man einander anregen und herausfordern kann. Die richtigen Partner sind eine wesentliche Voraussetzung dafür, dass wir unsere Branche weiter voranbringen können.“

Die Mobilitätswende bringt auch für unsere Mitarbeiter große Veränderungen mit sich, wie Stefan Hartung, Vorsitzender des Unternehmensbereichs Mobility Solutions bei Bosch betont. „Wir arbeiten anders, Fabriken werden geschlossen, andere eröffnet. Das erfordert gemeinsame Anstrengungen der gesamten Branche. Alle Akteure unserer Branche müssen sich verändern, und zwar Seite an Seite. Es geht nicht um die einzelnen Unternehmen, sondern um einen gesamten Industriezweig.“ 

„Alle Akteure unserer Branche müssen sich verändern, und zwar Seite an Seite. Es geht nicht um die einzelnen Unternehmen, sondern um einen gesamten Industriezweig.“

Stefan Hartung, Bosch

Innovationen, die die Mobilitätswende vorantreiben, werden in Europa entwickelt, meinen die Fachleute auf der IAA. „Wo wurden schon immer in der Geschichte die modernsten Fahrzeuge hergestellt?“, so die rhetorische Frage von Carsten Spohr, Vorstandsvorsitzender der Lufthansa.

Die Entscheidungen über die Ausgestaltung der Mobilitätswende sind bereits gefallen“, meint Ola Källenius, Vorstandsvorsitzender der Daimler AG, des Mutterkonzerns von Mercedes-Benz. „Wir müssen jetzt die Ärmel aufkrempeln und uns an die Arbeit machen, es ist jetzt Zeit für Taten.“ Mercedes-Benz hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2039 CO2-neutral zu sein. Umso auffallender, dass Mercedes-Benz an seinem IAA-Stand an prominenter Stelle einen enormen Dieselmotorblock präsentiert. Ein Statement?

Die erste IAA Mobility in München stand unter dem Motto „What will move us next?“. Bei einem Gang entlang der endlosen Standreihen der 700 Aussteller auf der Messe in der süddeutschen Stadt versuchen wir, diese Frage zu beantworten.

Zukunft

Unsere Fahrzeuge der Zukunft stoßen jedenfalls keine Schadstoffe mehr aus. Einige weitere Aspekte: Sie sind optimal mit dem Internet verbunden; so wird uns unser Auto beispielsweise fragen, ob es das Licht zu Hause ausschalten soll, weil niemand zu Hause ist. Die Fahrzeuge sind also sauber und digital. Und natürlich sicher und autonom. Die Fahrt muss ein angenehmes Erlebnis sein. Auch darüber sind sich die Fachleute in München einig.Futuristic concept car Mercedes-Benz

Mit der schon vor Jahren eingeleiteten Mobilitätsstrategie (Design, Elektrifizierung, Vernetzung, autonomes Fahren und „Mobility-as-a-Service“) ist die VDL Groep für diese Entwicklungen bereits bestens aufgestellt. 

Wie wir von VDL die IAA erlebt haben? Standmanager Sjef Stollman: „Wir haben mehr als 100 neue Kontakte geknüpft und viele Beziehungen aufgefrischt. VDL Nedcar verfügt mit dem Rückhalt der VDL Groep über alles, was notwendig ist, um auch in der neuen Mobilitätswelt ein bedeutender Akteur zu bleiben.“

Miel Timmers ist Leiter Unternehmenskommunikation der VDL Groep.